Ob im Kunstunterricht oder in der Freizeit: Wer Objekte auf dem Papier dreidimensional erscheinen lassen will, braucht die richtige Technik. Mit perspektivischem Zeichnen entsteht auf Papier ein Raum, der eigentlich gar nicht vorhanden ist. Welche Methoden sich (auch für Anfänger) eignen und warum Perspektive gar nicht so schwer ist, erklären wir von Staehlin Schritt für Schritt.
Warum braucht man beim Zeichnen Perspektive?
Eigentlich geht es um eine optische Täuschung. Das menschliche Auge nimmt Objekte, die gleich groß sind, unterschiedlich groß wahr, je nachdem, wo sie sich im Raum befinden: Ein Baum, der direkt vor unserer Nase steht, erscheint uns viel größer als ein Baum, der sich am anderen Ende der Straße befindet. Diese Sichtweise hilft uns, die Entfernung von Objekten einzuordnen und uns in der realen Welt zu orientieren.
In der Kunst machen wir uns diese Eigenschaft zunutze, indem wir sie auf dem Papier imitieren. Mit dem Einsatz von Perspektive in unserer Illustration vermitteln wir dem Auge einen Eindruck von Tiefe, der in Wahrheit gar nicht vorhanden ist. Perspektive lässt Zeichnungen realistischer erscheinen. Die Grundlagen des perspektivischen Zeichnens werden in der Schule normalerweise ab der 7. oder 8. Klasse im Kunstunterricht vermittelt. Wer sie einmal verstanden hat, kann immer wieder auf diese cleveren Techniken zurückgreifen.
Mit perspektivischem Zeichnen imitiert man die Wahrnehmung des menschlichen Auges und erzeugt Räumlichkeit.
Fachbegriffe des perspektivischen Zeichnens
Um die Techniken richtig einzusetzen ist es sinnvoll, die dazugehörigen Fachbegriffe zu kennen:
- Horizont/Horizontlinie: Unser Auge nimmt den Horizont als gerade Linie wahr. Ihn brauchen wir als Referenz- und Hilfslinie in nahezu jeder perspektivischen Zeichnung.
- Körper: Als Körper bezeichnet man das Objekt, das (perspektivisch) gezeichnet werden soll.
- Fluchtpunkt(e): Der Fluchtpunkt ist ein Punkt, an dem wir unsere perspektivische Zeichnung ausrichten. In den Basistechniken kann es einen, zwei oder drei Fluchtpunkte geben.
- Fluchtlinien: Die Fluchtlinien sind die Zeichenstriche und Hilfslinien, die vom Objekt oder Körper zum Fluchtpunkt führen.
- Froschperspektive: Blickt man von einem eher niedrigen Standpunkt auf den Körper, nennt man diese Perspektive Froschperspektive.
- Vogelperspektive: Blick man von einem eher hohen Standpunkt auf den Körper, nennt man diese Perspektive Vogelperspektive.
- Lichteinfall/Schattenwurf: Mit Hilfe von Licht und Schatten kann zusätzlich Raum und Tiefe in einer Zeichnung erzeugt werden.
Wer das Prinzip von Raum, Fluchtpunkten und Fluchtlinien verstanden hat, dem fällt Perspektive gar nicht so schwer.
Das benötigt man für perspektivisches Zeichnen
Bereits mit wenigen Mitteln lässt sich Tiefe und Räumlichkeit vermitteln: Man benötigt Papier, Bleistift und ein Geometriedreieck. In unserem Geschäft in Kempten bekommt man alles, was für ein gelungenes Kunstprojekt gebraucht wird! Wer mit qualitativ hochwertigen Produkten arbeitet, tut sich leichter: Wir von Staehlin empfehlen Ihnen die Skizzen- und Zeichenpapiere von Hahnemühle. Der Papierprofi hat viele unterschiedliche Blöcke im Sortiment, auf denen der Bleistift wie von selbst gleitet. Für die ersten Versuche gibt es schlichtes Skizzenpapier, für Fortgeschrittene hat Hahnemühle beispielsweise auch Layout- und Entwurfsblöcke im Angebot. Für geometrischen Zeichnungen im Mathematikunterricht eignen sich Millimeterpapier oder Isometrieblöcke und fürs freie Skizzieren passen die Skizzenbücher des Herstellers in jeden Rucksack. Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich beraten, welches Produkt sich für Ihr persönliches Kunstprojekt eignet.
Spezielle Papiere wie Isometriepapier oder Millimeterpapier werden eher im Mathematik- als im Kunstunterricht eingesetzt.
Die Grundlagentechniken perspektivischen Zeichnens
Die Zentralperspektive/ Ein-Punkt-Perspektive
Die Zentralperspektive oder Ein-Punkt-Perspektive ist die einfachste Methode perspektivischen Zeichnens. Bei ihr richten sich alle Körper an einem einzigen Fluchtpunkt aus. Sie wurde gezielt ab der Renaissance in Kunst und Architektur eingesetzt – vorher hing die Räumlichkeit eines Bildes vom intuitiven Fingerspitzengefühl des jeweiligen Künstlers ab. Im Kunstunterricht in der Schule wird die Zentralperspektive oft als Start ins perspektivische Zeichnen vermittelt – häufig nimmt man Bahnschienen, Innenräume oder Schachbrettmuster als Beispiele, um diese Technik verständlich zu machen.
So funktioniert die Zentralperspektive/Ein-Punkt-Perspektive
1.Parallel zum Papierrand eine Horizontlinie einzeichnen.
2.Einen Fluchtpunkt festlegen.
3.Vom Fluchtpunkt aus zwei Linien nach unten ziehen.
4. Zwischen den beiden Fluchtlinien zwei horizontale Linien ziehen (diese liegen parallel zur Horizontlinie und zum Papierrand).
5.Zwei vertikale, gleich lange Linien nach unten ziehen und am unteren Rand mit einer horizontalen Linie verbinden – so wird die Höhe des Quaders definiert, wir blicken nun auf seine Vorderseite.
6.Von den unteren Ecken Fluchtlinien zum Fluchtpunkt ziehen und von den hinteren Ecken Linien nach unten ziehen, bis sich diese treffen. Alle Hilfslinien wegradieren.
Die Zwei-Punkt-Perspektive
Die Zwei-Punkt-Perspektive wird häufig in architektonischen Illustrationen verwendet. Sie eignet sich vor allem dann, wenn man auf einen Körper blickt, der schräg zum Betrachter gerichtet ist – beispielsweise auf die Ecke eines Hauses.
So funktioniert die Zwei-Punkt-Perspektive
1. Parallel zum Papierrand eine Horizontlinie einzeichnen.
2. Am rechten und linken Ende der Horizontlinie je einen Fluchtpunkt definieren.
3. Zwischen diesen beiden Fluchtpunkten eine Linie zeichnen, die im 90-Grad-Winkel zur Horizontlinie liegt – sie ist die Ecke des Quaders, auf den wir später blicken werden.
4. Vom oberen und unteren Ende dieser Linie jeweils Fluchtlinien zu beiden Fluchtpunkten ziehen.
5. Zwei vertikale Linien zwischen den Fluchtlinien ziehen, die ebenfalls im rechten Winkel und parallel zur mittleren Linie verlaufen – sie schließen den Quader ab.
6. Alle Flucht- und Hilfslinien, die außerhalb des Quaders liegen oder gedanklich von ihm verdeckt werden, wegradieren.
Die Drei-Punkt-Perspektive wird dann verwendet, wenn man dem Körper zusätzlich einen Eindruck von Höhe vermitteln möchte –in der Regel mit einer starken Frosch- oder Vogelperspektive. Hat man die Zwei-Punkt-Perspektive sicher verinnerlicht, kann man sich an diese fortgeschrittene Technik des perspektivischen Zeichnens wagen.