Finden Sie Manga genau so cool wie wir von Staehlin? Dann haben wir heute ein echtes Highlight für Sie: Die renommierte Manga Künstlerin Reyhan Yildirim hat uns im Interview alle wichtigen Fragen zum Thema Manga zeichnen lernen beantwortet und hat tolle Tipps für Manga-Anfänger. Holen Sie am besten schon mal Ihre Stifte raus!

 

 

Hallo Reyhan! Die wichtigste Frage zuerst: Was ist ein Manga?

Hallo! Ein Manga ist ein Comic aus Japan. Manga greifen oft komplizierte und tiefgründige Themen auf – was sie auch für Erwachsene interessant macht. Es gibt typische grafische Elemente, wie besondere Sprechblasenformen, Lautmalereien und Effekte. Zum Beispiel die besondere Darstellung von Dynamik, die für Einsteiger am Anfang etwas überfordernd sein kann. Ich persönlich definiere Manga gerne als „Kino im Buchformat“.

 

Reyhan Yildirim an ihrem Zeichentisch.

 

 

Was ist der Unterschied zwischen Manga und Anime?

Ein Manga ist ein, meist in schwarz-weiß, gezeichneter Comic. Ein Anime ist eine farbige, japanische Zeichentrickserie. In den meisten Fällen wird für ein Anime ein Manga und dessen Zeichenstil übernommen und als Bewegtbild animiert.

 

 

Was macht einen guten Manga aus?

Am aller wichtigsten ist natürlich die Geschichte. Aber auch die Zeichnungen sollten ein gewisses Niveau haben. Eine langweilige Story oder schlechte Zeichnungen können einem den Spaß an einem Manga schnell verderben – eine gute Balance ist hier ausschlaggebend.

 

 

Wie kann ich Manga zeichnen lernen?

Als ich angefangen habe im Manga-Stil zu zeichnen, gab es weder YouTube noch irgendwelche Kurse, die ich besuchen konnte. Ich habe zu Hause täglich stundenlang geübt, habe die Zeichnungen von meinen Idolen nachgezeichnet, meine Lieblings-Anime-Serien auf Videokassette aufgenommen, bestimmte Szenen pausiert und von ihnen abgezeichnet.

Heute finden Sie unzählige Angebote im Internet, zum Beispiel auf YouTube oder Skillshare. Außerdem gibt es eine große Auswahl an „How to draw Manga“ Büchern. In Offenbach hat jetzt sogar Deutschlands erste Manga-Zeichenschule eröffnet!

Aber am Ende hängt es von Ihnen selbst ab, wie schnell Sie Fortschritte machen. Also, immer fleißig üben, üben, üben!

 

 

Welche Tipps hast du speziell für Anfänger?

Am Anfang ist es sehr wichtig mit Referenzen und Vorlagen zu arbeiten, also abzuzeichnen und täglich ein paar Stunden zu üben. Dabei sollten Sie die eigenen Werke kritisch betrachten, Ihre persönlichen „Baustellen“ erkennen und an ihnen arbeiten.

 

 

Was brauche ich, um Manga zu zeichnen?

Eine authentische Zeichnung im Manga-Stil können Sie mit allen möglichen Zeichenmaterialien anfertigen – hochwertiges Papier, Bleistift, Radierer, Fineliner, Feder, Tusche und Marker gehören jedoch zur Grundausstattung. Inzwischen gibt es auch viele Manga-Künstler, die mit digitalen Zeichenprogrammen arbeiten. Ich persönlich zeichne aber nach wie vor am liebsten mit der Hand und besonders gerne mit den Produkten von Tombow. Die kommen ja auch aus Japan. Diese haben mich nachhaltig von ihrer Qualität überzeugt.

 

Zur Grundausstattung gehören hochwertiges Papier, Bleistift, Radierer, Fineliner und Marker – zum Beispiel von Tombow.

 

 

Welches Papier eignet sich zum Manga zeichnen?

Das kommt auf die Materialien an, die man verwendet. Wenn Sie beispielsweise die Farbillustrationen mit Aquarell anfertigen, brauchen Sie ein Papier, das Aquarell gut verträgt. Wenn Sie, wie ich, hauptsächlich Marker verwenden, ist glattes Papier ideal. Es ist gut für Vorzeichnungen mit feiner Druckbleistift-Mine und das Kolorieren mit sensiblen Pinselspitzen geeignet. Probieren Sie ein bisschen herum, um die Medien zu finden, die Ihnen am meisten Zeichenfreude bereiten.

 

 

Beschreibe doch mal, wie du an eine neue Manga-Illustration rangehst
  1. Als erstes skizziere ich meine Idee ganz grob mit einem Druckbleistift mit blauer Mine auf das Papier. Die blaue Mine ist ideal, weil sie später einfacher wegzuradieren ist und kaum Rückstände hinterlässt. Auch Scanner erfassen die Farbe nicht. In diesem Schritt geht es darum, die Komposition und die Pose des Charakters festzuhalten und sich nicht zu sehr auf Details zu fixieren.

 

  1. Wenn ich mit dem groben Entwurf zufrieden bin, gehe ich an das sogenannte Reinzeichnen und arbeite mit einer normalen Bleistiftmine (Stärke HB) die Details, wie Gesicht, Haare und Kleidung aus.

 

  1. Nach der Ausarbeitung der Skizze zeichne ich die Umrisse mit einem Fineliner nach. Ich persönlich mag es sehr, mit verschiedenen Stärken zu arbeiten. Dabei verwende ich eine breitere Spitze, um bestimmte Elemente hervorzuheben und einen dünnen Fineliner, um feine Details nachzuziehen.
  2. Sind alle Umrisse mit Fineliner nachgezeichnet, radiere ich die Bleistiftzeichnung darunter ganz vorsichtig weg. So habe ich einen sauberen Untergrund für die Koloration – Bleistiftzeichnungen verschmieren nämlich gerne, wenn man mit Markern darüber malt.

 

  1. Nun geht es an die Koloration! Dafür verwende ich Alkoholmarker, wie den Tombow ABT PRO Marker, mit besonders feinen und flexiblen Pinselspitzen. Ich beginne mit der hellsten Farbe und werde dann immer dunkler. Meistens starte ich mit der Hautfarbe. Für die Basis fülle ich zunächst die gesamte Fläche mit der hellsten Farbe aus und füge dann nach und nach mit dunkleren Hauttönen Schatten hinzu. Beim Rest der Zeichnung gehe ich genauso vor. So behalte ich den Überblick und vergesse keine Flächen oder Schattierungen.

 

  1. Als letztes kommt der Feinschliff. Bei diesem letzten Schritt schaue ich mir die Zeichnung nochmal im Ganzen an und entscheide, ob ich einige weitere Details ausarbeite. Dann ziehe ich zum Beispiel einige Linien mit einer feinen Pinselspitze nach oder setze Glanzeffekt in den Augen des Charakters, um ihnen mehr Leben einzuhauchen.

 

Die Idee ganz grob mit einem Druckbleistift mit blauer Mine auf das Papier skizzieren.

 

Die „Reinzeichnung“: Details mit einer normalen Bleistiftmine (Stärke HB) ausarbeiten.

 

Umrisse mit Fineliner in verschiedenen Stärken nachzeichnen.

 

Die Bleistiftzeichnung ganz vorsichtig ausradieren.

 

Die Zeichnung mit Markern kolorieren – dabei von hell nach dunkel arbeiten.

 

Der Feinschliff: Details ausarbeiten und Glanzpunkte in die Augen setzen.

 

 

Was muss ich beim Zeichnen von Manga-Charakteren beachten?

Eigentlich gibt es keine besonderen Regeln. Es gibt jedoch typische Merkmale, durch die sich Charaktere in die Manga-Kategorie einordnen lassen. Zum Beispiel ein großer Kopf, große Augen, eine kleine Nase und eine auffällige stachelige Frisur in einer meist unnatürlichen Farbe.

 

 

Wie finde ich meinen eigenen Zeichenstil?

Finden Sie heraus, was Ihnen beim Zeichnen am meisten Spaß macht und versuchen Sie nicht krampfhaft einen bestimmten Stil nachzuahmen. Probieren Sie am besten erstmal viele Stile aus und zeichnen Sie möglichst schnell und locker. Dadurch entwickeln Sie mit der Zeit Ihren eigenen Zeichenstil. So war es bei mir auch.

 

 

Wie kann ich meine Manga-Künste verbessern?

Für schnelle und effektive Verbesserung sollten Sie regelmäßig, am besten täglich, zeichnen. Betrachten Sie die eigenen Zeichnungen kritisch und arbeiten Sie gezielt an Problemzonen. Haben Sie zum Beispiel Schwierigkeiten beim Zeichnen von Händen, sollten Sie täglich mit Hilfe von Vorlagen einige Skizzen davon anfertigen. Mit der Zeit werden Sie deutliche Verbesserungen sehen und die Vorlagen irgendwann nicht mehr brauchen.

Wenn Sie das allgemeine Gefühl haben festzustecken und keine Fortschritte mehr zu machen, holen Sie sich Feedback. Zum Beispiel von Freunden, die sich auch mit Manga-Zeichnen beschäftigen. Oder Sie gehen mit Ihren Zeichnungen auf einer Manga-/ Anime-Veranstaltung oder -Messe zu einem Verlag oder einem erfahrenen Künstler und holen Sie sich dort Rückmeldung.

 

Auf speziellen Manga-/Anime-Messen kann man sich zum Thema fachlich austauschen.

 

 

Wie bist du zum Manga-Zeichnen gekommen?

Der erste Anime, den ich begeistert geschaut habe, war „Sailor Moon“ – ich war davon regelrecht besessen! Damals war ich etwa 10 Jahre alt und habe bereits fleißig Disney-Charaktere gezeichnet. Aber nach der Entdeckung von „Sailor Moon“ hat mich dann nur noch das Nachzeichnen meiner Lieblingscharaktere aus der Serie interessiert. Ich habe automatisch den Anime/Manga-Stil übernommen und bin in den darauffolgenden Jahren auch dabeigeblieben. Je mehr Animes ich geschaut habe, desto mehr Zeichenstile habe ich ausprobiert und mit der Zeit meinen ganz eigenen Manga-Zeichenstil gefunden. Auch heute lerne ich immer noch dazu und bin mir sicher, dass sich mein Stil auch in Zukunft weiter verändern wird.

 

Jeder fängt klein an – Reyhan zeichnete als Kind am liebsten Sailor Moon.

 

 

Was liebst du am Manga-Zeichnen besonders?

Am Anfang hat mich vor allem der exotische Zeichenstil fasziniert, der eben nur in diesen Medien zu finden war. Bis heute gibt es unzählige unterschiedliche Manga-Stile, die mich sehr beeindrucken und inspirieren. Sie haben in mir den Wunsch geweckt, meinen eigenen Stil zu entwickeln – was ich mit viel Geduld und Übung auch geschafft habe. Und genau das liebe ich am Manga-Zeichnen: Ich muss mich nicht auf einen bestimmten Stil festlegen, damit es nach Manga aussieht, sondern kann etwas ganz Eigenes erschaffen.

 

 

Verrätst du uns dein größtes Learning auf deinem Weg zur Manga-Künstlerin?

Man lernt nie aus! In meinem künstlerischen Werdegang gab es keinen einzigen Moment, in dem ich nicht etwas Neues dazu gelernt hätte. Sei es eine neue Zeichentechnik, eine neue Pose für einen Charakter, die Weiterentwicklung meines Stils oder ein komplett neues Medium. Auch jetzt habe ich immer das Gefühl, dass ich noch so viel lernen muss und freue mich auf das, was noch kommt.

 

 

Über Reyhan Yildirim

Reyhan Yildirim zeichnet, seit sie einen Stift in der Hand halten kann. Bereits als Kleinkind hat sie täglich ihre Lieblingscharaktere aus dem Disney-Universum nachgezeichnet – bis sie japanischen Anime und Manga für sich entdeckte. Schon sehr früh war ihr klar, dass sie irgendwann ihre eigenen Manga zeichnen wollte. Diesen Traum konnte sie sich bereits als Teenager erfüllen: Der Verlag TOKYOPOP verlegte zwei ihrer Kurzgeschichten und einen kompletten Manga-Band. Heute hat sich die Künstlerin mit ihren Arbeiten selbstständig gemacht und kann von Manga leben. Ihre Werke zeigt sie regelmäßig auf Instagram und auf ihrer Webseite.

 

Reyhan hat ihr Hobby zum Beruf gemacht.

 

Ihre Manga wurden von einem Verlag veröffentlicht.

 

 

Startklar für das erste Manga: Materialien bei Staehlin

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Reyhan für ihre ausführlichen Antworten und die vielen Tipps und Tricks, die sie uns im Interview verraten hat. Und wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, zu Bleistift, Fineliner und Marker zu greifen um mit dem Manga zeichnen anzufangen, kommen Sie doch vorher mal in unserem Geschäft in Kempten vorbei. Wir beraten Sie gerne zu den benötigten Materialien und stellen Ihnen das passende Manga-Starter-Set zusammen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Fotos: Fotos: Reyhan Yildirim