Seit über 150 Jahren werden Postkarten kreuz und quer durch die Welt geschickt. Die Idee einer knappen „Correspondenzkarte“ war damals revolutionär –heute sind Grußkarten, Ansichtskarten und Glückwunschkarten aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Wir von Staehlin nehmen Sie mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte.
Die Erfindung der Postkarte im 19. Jahrhundert
1865 sieht der Alltag in Deutschland ganz anders aus als heute: Pferdefuhrwerke klappern durch die Straßen, abends leuchtet Kerzenschein statt elektrischem Licht aus den Häusern, und statt auf Schreibmaschinen wird von Hand geschrieben. So fern uns diese Welt erscheinen mag, die Menschen in ihr haben ähnliche Bedürfnisse wie wir: Sie möchten miteinander sprechen, informiert sein und im Austausch bleiben. Lebt man im 19. Jahrhundert jedoch nicht Tür an Tür, ist das gar keine so leichte Sache. Die schriftliche Kommunikation zu weit entfernten Menschen beschränkt sich auf den Brief für ausführliche Mitteilungen und auf Telegramme, die knapp und teuer waren.
Bis heute sind Grußkarten beliebte Mittel für kurze Mitteilungen und Glückwünsche.
Das „offene Postblatt“: Der Vorläufer der Postkarte
Dem Postreformer Heinrich von Stephan fehlt eine Alternative, die kurze Botschaften einfach und kostengünstig übermittelt. So schlägt er 1865 anlässlich der 5. Konferenz des Postvereins die Einführung eines „offenen Postblatts“ vor. Es handelt sich um einen kleinen weißen Karton mit eingestempelter Briefmarke. Die Idee: Wer keinen Briefbogen falten, kein Papier in einen Briefumschlag stecken, ihn nicht verschließen und keine Briefmarke aufkleben muss, spart Zeit. Auf einem offenen Postblatt wäre es nicht unhöflich, auf die üblichen Höflichkeitsfloskeln eines Briefs zu verzichten, es lebte von der essenziellen Info.
Der Einfall wird jedoch abgeschmettert. Datenschutz ist bereits im 19. Jahrhundert ein Thema: Was wäre mit dem Briefgeheimnis? Wo blieben ohne ordentliche Anrede und ausführliche Abschiedsformel die guten Sitten? Und dann möchte von Stephan auch noch ein günstigeres Porto für sein offenes Postblatt durchsetzen – wo kämen wir denn dahin?
Die „Correspondenzkarte“ in Österreich-Ungarn: Ein voller Erfolg
Unsere Nachbarn im damaligen Österreich-Ungarn sind innovativer: 1869 werden die so genannten Correspondenzkarten eingeführt, die ganz ähnlich funktionieren: Eine Postkarte für kurze Mitteilungen für wenig Porto. Die Idee entspricht dem Zeitgeist und wird ein voller Erfolg: Bereits in den ersten drei Monaten nach Einführung werden in Österreich-Ungarn drei Millionen Karten verkauft.
Post- und Grußkarten werden im In- und Ausland ein großer Erfolg.
Einführung der Postkarte in Deutschland 1870
Dass die Correspondenzkarte trotz des geringeren Portos aufgrund ihrer Beliebtheit ein ordentliches Plus erwirtschaftet, überzeugt schließlich auf die Entscheidungsträger in Deutschland. Am 25. Juni 1870, dem ersten Verkaufstag der Postkarte, werden in Berlin mehr als 45.000 Karten verkauft!
Schnell werden Postkarten zu nahezu jedem Anlass verschickt.
Feldpost: Die Postkarte im Krieg
Einen traurigen Aufschwung erfährt die Postkarte immer dann, wenn zu den Fahnen gerufen wird. Bereits im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) werden Postkarten massenhaft als Lebenszeichen an Freunde und Familie verschickt – die Feldpost ist für Soldaten kostenlos. Im ersten Weltkrieg (1914-1918) werden etwa 10 Milliarden Postkarten von deutschen Soldaten in die Heimat gesandt. Der Nationalsozialismus macht einige Jahre später auch vor der Postkarte nicht Halt: Im diktatorischen Regime werden Motive zensiert, verboten und die offene Postkarte schließlich zugunsten der geschlossenen Feldpost verdrängt.
Die Aufteilung der Postkarte im Laufe der Zeit
Die Karten sehen damals noch ganz anders aus als die, die Sie heute in unserem Geschäft in Kempten finden, zum Beispiel vom Unternehmen ABC. In den ersten Entwürfen sind auf der Rückseite ein Adressvordruck und Bemerkungen zum Gebrauch aufgedruckt. Auf der Vorderseite finden sich verschiedene Fragen und Antworten zu Themen aus dem Privat- und Arbeitsleben, die man ankreuzen kann. Diese Vordrucke verschwinden aus den Entwürfen recht schnell, es entsteht ein freier Raum für die Beschriftung, die Rückseite bleibt Adresse und Porto vorbehalten. Diese Anordnung bleibt für mehrere Jahrzehnte so, allerdings entwickeln innovative Geschäftsleute die Karte weiter: Sie versehen die freie Beschriftungsseite mit Illustrationen oder kleinen Bildern. Platz zum Schreiben (je nach Motiv sehr wenig) bleibt dem Absender nur drumherum. 1905 ändert sich die Aufteilung der Karte: Auf der Rückseite wird nun die Adresszeile auf der rechten Hälfte platziert, die linke bleibt frei für Text. Die Vorderseite kann jetzt vollständig gestaltet werden – bis heute hat sich diese Gliederung nicht verändert.
Lange wird nur ein kurzer Text auf die Vorderseite geschrieben, die Rückseite ist für Adresse und Porto reserviert.
Von der Correspondenzkarte zur Ansichtskarte
Ende des 19. Jahrhunderts kommt Farbe ins Spiel, Postkarten können jetzt bunt bedruckt werden. Die bunten Ansichtskarten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und werden von Sammlern gehortet. Jeder Anlass ist willkommen, um eine Karte zu schreiben: Einen Gruß aus dem Kurort, Glückwünsche zum Geburtstag, zur Hochzeit, zur Geburt und vieles mehr. Verschickt werden Landschaftsansichten oder Motive aus den Bereichen Kunst, Kultur, Vergnügen, Politik, Humor, Technik …
Bis etwa 1990 werden die Bilder und Texte für die Kartenherstellung in aufwändiger Arbeit durch Fotolitho-, Typo- und Reprofoto-Grafen in fototechnischer Fertigung hergestellt. Ab 1990 wird diese Technik durch die digitale Bild- und Textverarbeitung immer stärker bedrängt und schließlich verdrängt. Anstelle von Film und Kamera treten Scanner, Digitalkamera und PC.
Ansichtskarten von Städtereisen oder Urlauben werden damals und heute gerne verschickt.
Postkartenmotive damals und heute
Eigentlich hat sich gar nicht so viel verändert: Die Anlässe, zu denen Grußkarten verschickt werden, sind oft noch die gleichen wie um die Jahrhundertwende – auch wenn der schnellste Weg heute natürlich eine Textnachricht ist und dementsprechend weniger Karten von der Post befördert werden. Die Optik der Karten wandelt sich über die Jahre jedoch immer wieder dem Zeitgeist entsprechend stark.
Kindermotive auf Grußkarten
Der traditionsreiche Kartenhersteller ABC beispielsweise vertreibt in den 1920er Jahren Karten mit braven Schuljungen und fleißigen Landmädchen, gemalt von Albert Anker, einem der bekanntesten Vertreter realistischen Generalmalerei in der Schweiz. Was uns heute blumig-verträumt und kitschig erscheint, ist damals heiß begehrt. Süße Kindermotive sind lange ein Renner, auch in den 1940er Jahren verkauft ABC Postkarten mit süßen Kindergesichtern, diesmal als gedruckte Fotografien.
Süße Kindermotive sind als Illustration beliebt …
… später als Fotoreproduktion.
Sprüche auf Grußkarten
Auch Sinnsprüche und Lebensweisheiten werden von Beginn an dem Empfänger mit auf den Weg gegeben. Auf einer Grußkarte zu Neujahr von ABC aus dem Jahre 1905 findet sich der Spruch „Ein neues Jahr hat neue Pflichten, ein neuer Morgen ruft zu frischer Tat. Stets wünsche ich ein fröhliches Verrichten, Mut und Kraft zur Arbeit früh bis spät.“ Karten mit Sprüchen sind bis heute äußerst beliebt, auch wenn Sie heute eher eine Grußkarte mit „Der frühe Vogel kann mich mal“ bei uns von Staehlin finden werden.
„Just love“: Typografisch gestaltete Karten sind im Moment sehr gefragt.
Ansichtskarten aus dem Urlaub
Nach dem Ende des NS-Regimes erfährt die Postkarte einen erneuten Aufschwung. Der Nachrichtenverkehr wird wieder aufgenommen und mit dem Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren werden die Deutschen wohlhabender und mobiler. Die neu gewonnene Freiheit nutzen Menschen in Westdeutschland mit Reisen im In- und Ausland, von wo sie Urlaubskarten an die Daheimgebliebenen senden. In Ostdeutschland sieht es etwas anders aus: Auch hier werden Karten aus dem Urlaub geschrieben, jedoch fällt die Motivvielfalt durch den staatlichen Bildbetrieb bescheidener aus und auch die eingeschränkte Reisefreiheit trägt dazu bei, dass die Grußkarten nicht aus aller Welt bei Freunde und Familie landen.
Heute ist ein Selfie vom Strand viel schneller verschickt als eine Postkarte. Dennoch sendet jeder zweite Deutsche Karten aus dem Urlaub in die Heimat, so eine Studie des Branchenverbands Bitkom aus dem Jahr 2019.
Anlässe zum Schreiben einer Grußkarte
Gerade weil es mittlerweile schnellere Kommunikationswege gibt, hat sich die Wertigkeit einer Grußkarte verändert. Landet heute eine Karte in unserem Briefkasten, ist das etwas Besonderes. Wir fühlen uns wertgeschätzt und merken: Da nimmt sich jemand Zeit für uns.
Machen auch Sie einem wichtigen Menschen eine Freude und verschicken Sie statt einer schnellen Whatsapp einen Gruß per Post! Es gibt viele Anlässe, zu denen Sie Freunde und Familie schreiben können: Zum Geburtstag, zu Weihnachten oder Ostern, zu Kommunion, Konfirmation oder Hochzeit, zur Geburt eines Kindes, zum Jubiläum oder einem anderen Ehrentag, zur schnellen Genesung bei einer Krankheit, zur Pensionierung, bei einem Trauerfall, zum Abschluss, für ein Save-the-date oder eine offizielle Einladung, als Dankeschön oder einfach mal als kleinen Gruß zwischendurch …
Über einen Gruß im Briefkasten freut sich jedes Geburtstagskind.
Wem wollten Sie schon immer mal „Danke“ sagen? Schreiben Sie eine Karte!
Die Geburt eines Kindes oder eine Hochzeit sind klassische Anlässe für eine Grußkarte.
Auch für Beileidsbekundungen führen wir eine Auswahl an Trauerkarten.
In unserem Geschäft in Kempten finden Sie Karten zu unterschiedlichsten Anlässen. Die Vielfalt in Optik, Haptik und Design ist dabei riesig: Es gibt Klappkarten, die dem Sender mehr Platz zum Schreiben lassen, Karten in besonderen Formaten oder aus ausgefallenen Materialien, wie beispielweise aus Graspapier. Die Natura-Serie von ABC vereint Qualität mit kreativem Design und innovativer Nachhaltigkeit. Neben Altpapier enthalten die Karten mindestens 30 Prozent sonnengetrocknetes Gras aus Ausgleichsflächen und Brachland. Daraus entsteht eine Karte mit einer ganz besonderen Oberflächenstruktur. Kombiniert mit ausdrucksvollen Designs sind die Natura-Karten ganz besondere Hingucker.
Postkarten mit ausgefallenen Oberflächenstrukturen liegen besonders schön in der Hand.